Protected Bike Lane an der Universitätsstraße (stadteinwärts)

Protected Bike Lane an der Universitätsstraße (stadteinwärts): Es geht doch! Eine Baustelle die den Radweg direkt betrifft - und mit direkter Alternativroute daneben... so mögen wir das (nur leider sieht es an anderen Stellen oft nicht so aus). © Jens Matheuszik/ADFC Bochum

ADFC-Fahrradklimatest 2022: Bochum mit schlechten Noten

Beim bundesweiten Fahrradklimatest 2022 schneidet Bochum mit schlechten Noten ab. Nachholbedarf wird bei den Ampelschaltungen für Radfahrer, der Führung an Baustellen und der Falschparkerkontrolle auf den Radwegen gesehen.

Bei der Jubiläumsausgabe des ADFC-Fahrradklima-Tests verschlechtert sich Bochum zwar nur minimal, landet aber wieder auf den hinteren Plätzen der Städte ihrer Größe. 764 Bochumerinnen und Bochumer haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Lichtblicke gab es bei der Wegweisung für Radfahrer, die Verfügbarkeit von öffentlichen Fahrrädern (Fahrradverleih) und der geringe Fahrraddiebstahl.

Unzufrieden sind Bochum Radfahrende vor allem mit der Erreichbarkeit des Stadtzentrums, das Radfahren durch Alt und Jung sowie das (nicht mögliche) zügige Radfahren. Sicherlich hat auch der vorerst juristisch gescheiterte Radentscheid und die Enttäuschung darüber zu diesen Ergebnissen mit beigetragen.

Der ADFC Bochum fordert für die Zukunft einen verstärkten Einsatz beim Ausbau der Radinfrastruktur - gerne mit Unterstützung des Bundes durch eine jährliche Fahrradmilliarde und die Erfüllung der selbstgesetzten Ziele. Eine lange überfällige Modernisierung des Straßenverkehrsrechts wird von der Bundesebene erwartet, damit die Mobilitätswende vorankommt.

ADFC-Co-Vorsitzende Gerlinde Ginzel sagt:

„Der Fahrradboom hält auch nach der Corona-Pandemie an - und wir wollen, dass sich alle Menschen auf dem Rad wohl und sicher fühlen. Leider ist das in Bochum nicht der Fall: 84 Prozent fühlen sich beim Radfahren nicht wohl. Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, beispielsweise durch konsequente Ahndung von Falschparkern auf Radwegen und fahrradfreundliche Lösungen an Baustellen. Das beste Baustellenmarketing sind dabei die fußgänger- und fahrradfreundlichen Baustellen auf der Straße.

Das reicht aber nicht. Die Menschen in Bochum wollen Straßen, die einladend zum Radfahren sind. Dafür brauchen wir ein durchgängiges Radwegenetz innerorts. Daher begrüßen wir grundsätzlich das vorgelegte Radverkehrskonzept, welches der Rat im Mai beschließen soll. Doch auch hier wird entscheidend sein, welche konkreten Beschlüsse folgen, denn es gab ja schon 1999 ein recht schnell nicht mehr weiter verfolgtes Radverkehrskonzept.

Auch benötigen wir sichere und komfortable Radverbindungen in die Nachbarkommunen. Insofern begrüßen wir aktuelle Bestrebungen, die eine verbesserte Anbindung von Wattenscheid nach Essen anstreben. Das ist vermutlich eher realisierbar als der Radschnellweg Ruhr RS1. Wir sehen hier natürlich die kleineren Fortschritte, warten aber wie viele endlich auf umgesetzte Kilometer und nicht Meter. Aber hier ist ja auch noch nicht geklärt, ob die objektiv im Grünen Rahmen nicht eingehaltenen RS1-Kriterien im weiteren Verlauf erfüllt werden. Da werden wir uns jeden weiteren Abschnitt genau anschauen."

Jens Matheuszik, Co-Vorsitzender des ADFC Bochum, ergänzt dazu:

"Wir haben der RS1-Strecke im Grünen Rahmen nicht umsonst die Note 'ausreichend' (mit Minus?) gegeben. Wir wünschen, dass die Mindestbreite von 4 Metern so eingehalten wird, dass - wo möglich - diese 4 Meter innerhalb der Markierungen bleiben. Dann muss halt etwas breiter asphaltiert werden als geplant, kommt aber dem RS1 Ruhr zugute. Wir können es doch niemanden erklären, dass in Stahlhausen die 4 Meter Regelbreite anders interpretiert werden als in Gelsenkirchen-Ückendorf!"

Damit bezieht Matheuszik sich auf den Abschnitt des RS1 auf Gelsenkirchener Gelände, wo die reine befahrbare Strecke (ohne Bankette, Markierungen) vier Meter Breite entspricht und damit breiter ist als im Grünen Rahmen, was der ADFC Bochum bereits in seiner Stellungnahme 2021 kritisch anmerkte:

"Die Breite der Fahrbahn beträgt [in Bochum; Anm. d. ADFC] - unter Berücksichtigung der Begrenzungslinien (grün-weiß) - eher 3,60 bis 3,70 m als die empfohlenen Mindestbreite von 4 m. Auf Gelsenkirchener Stadtgebiet [...] beträgt die Fahrbahnbreite 4,30 bis 4,40 m einschließlich dieser Markierungen."

Der ADFC-Fahrradklimatest 2022

Bochum beim ADFC-Fahrradklimatest 2022

Bochum liegt bundesweit auf Platz 20 in der Kategorie der Städte über 200.000 Einwohnern, im Landesvergleich auf Platz sieben. Gegenüber dem letzten Test im Jahr 2020 hat sich Bochum geringfügig verschlechtert. Im Durchschnitt geben die Teilnehmenden Bochum die Note ausreichend (4,3) für die Fahrradfreundlichkeit. Für die Mehrzahl der Befragten bedeutet Radfahren in Bochum Stress und sie sind der Auffassung, dass in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde.

Details sind dem ausführlichen Zeugnis für Bochum beim Fahrradklimatest 2022 des ADFC zu entnehmen.

Rekord: Rund 245.000 Teilnahmen, 1.114 Städte in der Wertung

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 16 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.114 Städte kamen in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut. Fünf Zusatzfragen drehten sich dieses Mal um das Radfahren im ländlichen Raum. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. 

Über den ADFC

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 220.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Der ADFC-Kreisverband Bochum setzt sich ein insbesondere für ein durchgängiges Radverkehrsnetz, sichere Führung des Radverkehrs und Trennung von Rad- und Fußverkehr und Parkstreifen. Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 finden Sie auf www.fahrradklima-test.adfc.de. Die digitale Pressemappe gibt es auf www.adfc.de/presse.


https://bochum.adfc.de/artikel/adfc-fahrradklimatest-2022-bochum-mit-schlechten-noten-1

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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