Die Neugestaltung des Steinrings: Alles im Lot?
Im November 2019 kritisierte der ADFC die Planungen zur Neugestaltung des Steinrings zwischen der Oskar-Hoffmann-Straße und der Wittener Straße.
Das beschlossene politische Ziel, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen in den nächsten Jahren deutlich zu senken, ist bei der Aufteilung des Verkehrsraumes am neugestalteten Steinring nicht zu erkennen. Ausschlaggebend für die Planer war in erster Linie nicht die Frage, wie flüssig, leicht und sicher gestalten wir die Verkehrsführung für Radfahrer*innen. Im Vordergrund stand vielmehr das Ziel, möglichst viel Autos ohne Rückstau über den Knotenpunkt Wittener Straße zu bringen.
Als Konsequenz führen drei KFZ-Spuren auf den Knotenpunkt, wobei die Rechtsabbiegespur sehr früh ansetzt. Um den Radverkehr sicher über die Kreuzung zu bringen, wurde vor der Kreuzung eine Pförtnerampel installiert. Hier sollen Geradeausradler*innen oder Linksabbieger*innen bei Grün die Rechtsabbiegespur queren und über einen Radfahrstreifen in der Mitte der Straße bis zur Halteblase vorfahren. Der rechtsabbiegende Radverkehr fährt wie gewohnt geradeaus, wartet neben dem U-Bahn-Eingang auf einem rotgepflasterten Hochbord auf freie Fahrt.
Bei einer Begehung vor Ort Im Dezember 2020 fiel auf, dass Radfahrer*innen, die auf die Wittener Straße zufahren, derzeit nicht wissen, wo sie herfahren sollen! Auf den beiden Radfahrstreifen fehlen die vorgesehen Richtungspfeile und der Haltebalken auf der linken Spur. Beobachtungen vor Ort ergaben, dass auch Geradeausradler*innen auf der rechten Spur blieben, statt bei Grün die rechtsabbiegende KFZ-Spur zu queren, um auf den in die Mitte versetzten Radfahrstreifen zu wechseln.
Eine sofortige Rücksprache beim Tiefbauamt bestätigte die Unvollständigkeit der Straßenmarkierung. In dem Gespräch konnten wir vermitteln, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen der Perspektive einer Planerin (Aufsicht auf einen Plan) und dem eines Radfahrers (Orientierung bei Vorausfahrt) gibt. Was im Plan bei einer Aufsicht logisch nachvollziehbar erscheint, erweist sich für Bochumer Radfahrer*innen bei Zufahrt auf die Schleusenampel als ungewohnte Entscheidungssituation. Weniger für Rechtsabbieger*innen, sie bleiben aus Gewohnheit rechts. Ob er aber an der Fahrradschleuse als Rechtsabbieger einfach weiterfahren darf, bleibt unklar. Die kleinen Richtungspfeile auf den Leuchten für Linksabbieger und Geradesausfahrer sind aus der Ferne nicht zu erkennen. Geradeausradler*innen und Linksabbieger*innen kostet es dagegen einige Überwindung, um sich in der Mitte der Straße aufzustellen.
Der ADFC Bochum machte deshalb folgenden Vorschlag: Um die Orientierung intuitiv zu erleichtern und die Hemmschwelle zu senken wird der mittlere Radfahrstreifen und die Aufstellblase rot markiert. Zusätzlich gibt es eine Furtmarkierung hin zum mittleren Radfahrstreifen. Wie uns die Verwaltung im Gespräch am 19. Januar mitteilte, wurde unser Vorschlag angenommen und die Planung angepasst. Zusätzlich wird der Haltebalken für den rechts abbiegenden KFZ-Verkehr weiter nach hinten verlegt, um Anwohnern die Ausfahrt zu erleichtern. Das wird die Querung zusätzlich erleichtern.
Das Tiefbauamt wird außerdem an anderer Stelle die Markierungen noch optimieren, um einen frühzeitigen Wechsel von Radfahrern auf die Geradeausspur zu ermöglichen, um bei geringen Verkehrsaufkommen ohne Verzug die Grünphase zur Querung der Wittener Str. mitnehmen zu können. Der von Allen gewünschte Grünpfeil für Radfahrer ist fest eingeplant, die notwendige Abstimmung mit der Straßenverkehrsbehörde soll bald erfolgen.
Alles im Lot? Radfahrer können den Steinring schon jetzt sicher befahren und die Kreuzung Wittener Straße furchtlos bewältigen. Der geplante Grünpfeil wird die Flüssigkeit befördern. Mit den nachträglichen Maßnahmen zur Verdeutlichung der Streckenführung nähert man sich dem Prinzip der Leichtigkeit.
Insgesamt weist die Planung für die Neugestaltung des Steinrings aber noch nicht den Mut auf, für die inzwischen politisch gewünschten und für notwendig erachteten nachhaltigen Verkehre von morgen zu bauen. Wenn es daran liegt, dass die Planungen auf Verkehrszählungen von 2016 beruhen, ist man gespannt auf die Akzente, die die erneuerte Koalition von SPD und gestärkten Grünen für die nächsten Jahre setzen wird.