Geschützte Radfahrstreifen - Protected Bike Lanes - ADFC Bochum

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Bochum e. V.

Geschützter Radfahrstreifen in Darmstadt Rheinstraße.

Geschützter Radfahrstreifen in Darmstadt Rheinstraße. © Dirk Schmidt/Qimby

Geschützte Radfahrstreifen - Protected Bike Lanes

Mit geschützten Radfahrstreifen können schnell und kostengünstig attraktive Wege für den Radverkehr geschaffen werden. Sie erschließen in kurzer Zeit Hauptverkehrsstraßen und Lücken im Hauptradnetz für Radfahrende von 8 bis 88.

Was sind geschützte Radfahrstreifen?

Geschützte Radfahrstreifen (engl. Protected Bike Lanes) sind ein relativ neues Entwurfs- und Gestaltungselement für Radverkehrsanlagen. Sie wurden in den USA entwickelt und stellen eine Weiterentwicklung des konventionellen Radfahrstreifens dar. Inzwischen werden sie in immer mehr deutschen Städten und Gemeinden errichtet.

Geschützte Radfahrstreifen werden direkt auf der Fahrbahn angelegt. Sie nehmen in der Regel die Breite einer ganzen Fahrspur ein und sind durch Trennelemente wie Poller oder Blumenkübel sowie durch markierte Schutzzonen von den Fahrbahnen und Parkspuren des Kfz-Verkehrs klar getrennt.

So erhalten Radfahrende einen eigenen geschützten Raum, der ihren Komfort und ihr Sicherheitsempfinden deutlich verbessert. Das Fahren, Halten und Parken von Autos wird auf den geschützten Radfahrstreifen verhindert.

Zudem tragen die breiten Schutzzonen zum Kfz-Verkehr zur Einhaltung des Sicherheitsabstandes bei. Vom Fußverkehr sind geschützte Radfahrstreifen in der Regel durch Bordsteinkanten getrennt.

Warum geschützte Radfahrstreifen einsetzen?

Die meisten Menschen bevorzugen separate Radwege, die sie bei starkem Verkehr und hohen Kfz-Geschwindigkeiten durch physische Barrieren vor dem Kfz-Verkehr schützen. Das zeigen seit Jahren die Ergebnisse von Fahrradmonitor und ADFC-Fahrradklima-Test.

Baulich vom Kfz- und Fußverkehr getrennte Bordsteinradwege, die modernen Standards und Anforderungen gerecht werden sind jedoch vergleichsweise aufwändig in der Planung und Umsetzung. Um Ausbaustandards wie beispielsweise in den Niederlanden und Kopenhagen zu erreichen, wären länger währende Umbauten in den Städten notwendig, ein Prozess der sogar Jahrzehnte in Anspruch nehmen kann.

Geschützte Radfahrstreifen können mit relativ geringem Aufwand auf der Fahrbahn eines bereits bestehenden Straßenabschnittes eingerichtet werden. Sie bieten durch den Einsatz von einfachen baulichen Trennelementen gleichzeitig mehr Schutz für Radfahrende.

So vereinen sie Flexibilität und Komfort von Radfahrstreifen mit dem Sicherheitsgefühl eines Bordsteinradweges. Geschützte Radfahrstreifen stellen eine kostengünstige Möglichkeit dar, um in kurzer Zeit sichere und komfortable Radverkehrsanlagen zu schaffen, die viele Menschen zum Radfahren motivieren. Zudem bieten sie den Vorteil, dass sie sich relativ einfach an einen veränderten Bedarf anpassen lassen.

Temporäre Form: Pop-up-Bike Lanes

Geschützte Radfahrstreifen wurden seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland auch als temporäre Variante, sogenannte Pop-up-Bike Lanes, eingerichtet. Pop-up-Bike Lanes sind ein sehr gutes Instrument, um das Umsetzen von Planung vorzuziehen und das Errichten von Radinfrastruktur zu beschleunigen.

Ihr temporärer Charakter bietet zudem den Vorteil, dass die Umsetzung vor der Verstetigung vor Ort getestet und gegebenenfalls nochmal angepasst werden kann.

Was ist der Nutzen von geschützten Radfahrstreifen?

Geschützte Radfahrstreifen haben großen Nutzen und bringen viele Vorteile:

  • Sie widmen und schützen den Raum exklusiv für Radfahrende und verbessern so Verkehrssicherheit, Komfort und Sicherheitsempfinden von Radfahrenden.
  • Sie verhindern das Befahren, das Parken, vor allem im zweiter Reihe, und das Halten auf Radfahrstreifen durch Kfz-Verkehr.
  • Sie eliminieren Risiko und Angst vor Kollisionen mit überholenden Kfz-Verkehr. Auch ein zu geringer Überholabstand seitens des Kfz-Verkehrs stellt keine Gefahr mehr dar. Das gilt auch für die Gefahr, dass Radfahrende von Kraftfahrzeug überfahren werden, z. B. nach einem Türöffnungsunfall.
  • Sie ermöglichen so stressarmes, komfortables Radfahren und bieten mehr Sicherheit als weniger geschützte Radverkehrsanlagen durch die klare Abgrenzung zum Autoverkehr. Das macht geschützte Radfahrstreifen für eine breitere Mehrheit von Radfahrenden aller Fitnessgrade und aller Altersgruppen attraktiv.
  • Sie ermöglichen auch eine klare Abgrenzung von Rad- und Fußverkehr, da Fußgänger*innen durch den deutlichen Höhenunterschied zwischen Geh- und Radweg die Radverkehrsanlage besser als bei herkömmlichen Radwegen erkennen und respektieren.
  • Sie sind kostengünstig, da sie auf vorhandenen Kfz-Fahrspuren- oder Parkspuren eingerichtet werden.
  • Sie sind weniger anfällig für Beschädigungen durch Baumwurzeln oder Leitungsarbeiten, da die Einfassungsborde tiefer und stabiler sind und im Fahrbahnbereich weniger Leitungen verlegt werden als im Seitenraum bei herkömmlichen Radwegen.
  • Sie können im Winter besser schnee- und eisfrei gehalten werden als herkömmliche Radwege, da sie auf Fahrbahnniveau liegen, sodass Streusalz ohne Schädigung der Straßenbäume eingesetzt werden kann.

Einsatzbereiche geschützter Radfahrstreifen

Geschützte Radfahrstreifen sind ein gut geeignetes Netzelement entlang von Hauptverkehrsstraßen, insbesondere:

  • bei hohem Kfz-Aufkommen und hohen Kfz-Geschwindigkeiten (>Tempo 30) und signalisierten Kreuzungen,
  • bei einem hohen Aufkommen an Schwerlastverkehr und/oder Bussen (auch zusätzlich zu Tempo 30),
  • bei viel Stress für Radfahrende durch mehrere Kfz-Fahrspuren, viel Kfz-Verkehr, hohe Kfz-Geschwindigkeiten, häufige Konflikte durch Zweite-Reihe-Parken und Überfahren der Radspuren durch ein- und ausparkende Kfz (auch zusätzlich zu Tempo 30),
  • bei potenziell hohen Radverkehrsstärken,
  • bei Problemen mit Wurzeln und Bewuchs im Seitenraum.
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