Regionales Radwegenetz in Bochums Norden aufgewertet
Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat in den zurückliegenden drei Jahren den Emscher Park Radweg zwischen Gerthe und Hordel und die Lothringen-Trasse zwischen Auf der Landwehr und der Querung der A 43 saniert.
Die ehemals wassergebundene Decke („Buckelpiste“, WAZ) wurde auf rund 10 Kilometern asphaltiert und damit sicherer und komfortabler gemacht, so Markus Schlüter, stellvertretender RVR-Regionaldirektor, Ende Juli 2022 bei der offiziellen Eröffnung. Mit solchen Maßnahmen will der RVR das Fahrrad als klimafreundliches Verkehrsmittel stärken.
Bochums Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke, der gemeinsam mit Markus Schlüter das obligatorische rot-weiße Flatterband durchschnitt, nahm diesen Gedanken in seiner Stellungnahme auf. Der Klimawandel sei eine existentielle Herausforderung, die von uns ein anderes Mobilitätsverhalten verlange. Das Fahrrad sei hierbei ein entscheidender Faktor, der seine Kraft dann entfalten kann, wenn die Voraussetzungen stimmen: komfortable und sichere Wege, die man gerne benutzt, bequeme Abstellanlagen - auch an Mietshäusern, damit nicht der erste Weg in den Keller geht.
Die Sanierung dieser Trasse ist in unseren Augen ein echter Gewinn. Sie dient nicht nur dem Freizeitverkehr, sie soll nach Meinung von Stadt und RVR dem Alltagsverkehr zu Gute kommen. Für die Alltagstauglichkeit der Lothringen-Trasse ist aber auch eine Beleuchtung erforderlich, wie sie zurzeit auf der Springorum-Trasse ergänzt wird. Leerrohre wurden bereits zum Teil bei der jetzigen Baumaßnahme verlegt. Die Installation der Beleuchtung ist Aufgabe der Stadt Bochum und konnte nicht durch den RVR im Rahmen der Förderung realisiert werden. Ab dem Herbst wird die Stadt Bochum sowieso die Unterhaltung der neuen Teilstücke übernehmen.
Wer die Lothringen-Trasse schon länger befahren hat, weiß den Unterschied zur wassergebundenen Decke zu schätzen. Besonders nach Starkregen war sie schwer zu befahren. Das Wasser fließt jetzt schnell ab, da es in dem darunter liegenden Schotter gut versickern kann.
Über weite Strecken teilen sich, wie auch sonst in Bochum, Radfahrende und Fußgänger den Weg. Hier gilt das Prinzip der gemeinsamen Rücksichtnahme. Hundehalter sind erfreut, wenn man sich im Vorbeifahren für ihr in der Regel vorausschauendes Verhalten bedankt. Eine Fahrradklingel mit Wohlklang tut ihr Übriges.
Im WAZ-Beitrag von der offiziellen Eröffnung erscheint der ADFC als jemand, der bei allem Lob für diese Maßnahme immer etwas zu bemängeln hätte. Es waren aber keine zu verbessernden Ausschilderungen oder Markierungen, die von uns angemerkt wurden. Gefahrenpunkte gibt es weder auf der Lothringen-Trasse noch auf den anderen erneuerten Abschnitten.
Unsere Kritik bezieht sich insbesondere auf die südliche Anfahrt zur Lothringen-Trasse und ist der Verwaltung der Stadt Bochum seit langem bekannt. Man fährt über die Harpener Straße auf die Ein- und Ausfahrt des Sheffieldringes zu, um auf den Radweg zu kommen, der neben des Sheffieldringes nordwärts zur Trasse führt. Hierzu muss man am Zebrastreifen auf den gegenüberliegenden Gehweg fahren, der erst danach gemeinsamer Geh- und Radweg wird. Dabei kreuzt man alle Fahrzeuge, die hier vom Sheffieldring abfahren. Nicht jedes Auto hält hier das vorgeschriebene Tempo 30 ein. Besonders schwierig und unsicher wird es für Radfahrende aus der Gegenrichtung. Jeder Radfahrende, der diese Stelle kennt, wünscht sich dringend eine sichere und übersichtliche Führung für den Radverkehr.
Warum haben wir im Zusammenhang der offiziellen Eröffnung eines wirklich guten RVR-Radweges diesen Punkt angesprochen? Wer Radfahren in große klimapolitische Zusammenhänge bringt, sollte sich bewusst machen, dass das Radfahren selbst in größeren Zusammenhängen verläuft. Die Lothringen-Trasse ist nicht ohne die Springorum-Trasse zu sehen. Beide bilden eine zentrale Nord-Süd-Verbindung und werden auch so genutzt. Daher gilt es, das Zwischenstück so zu ertüchtigen, dass es bequem aber in erster Linie sicher zu befahren ist. Solange dies nicht der Fall ist, wird der ADFC das Planen und Handeln der Akteure kritisch begleiten!