ADFC Bochum bedauert Einstellung des Verkehrsversuches an der Wittener Straße
Der ADFC Bochum fordert eine verkehrsrechtlich einwandfreie Lösung für die Engstelle und eine Beschleunigung der Neuplanung des gesamten Straßenquerschnitts. Ein Handlungsbedarf, der schon Anfang 2022 durch die Stadt selbst gesehen wurde.
Mit Bedauern nimmt der ADFC Bochum die Mitteilung der Verwaltung zur Kenntnis, dass der Verkehrsversuch an der Wittener Straße abgebrochen wird. Eingerichtet wurde dieser nach einem Verkehrsunfall im August 2022, wo sich die schon lange bekannte Engstelle dort einmal mehr als gefährliches Nadelöhr herausstellte.
Der damals aufgestellten Forderung des ADFC Bochum nach einer Änderung der Verkehrsführung wurde teilweise entsprochen, als im vergangenen Jahr der zuständige Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur der Stadt Bochum einen entsprechenden Beschluss fasste. Damals wurde festgelegt, dass die Kriterien Verkehrssicherheit und nicht-Belastung des ÖPNV zu berücksichtigen seien und es bei Verletzung dieser Kriterien zu einem Abbruch kommen würde. Diese Kriterien, aber auch Optimierungsmöglichkeiten bei der Maßnahme wurden zwischen ADFC und Verwaltung besprochen. Hierbei kritisierte beispielsweise der ADFC Bochum, dass die Maßnahme ohne begleitende Öffentlichkeitsarbeit (Schilder die auf eine veränderte Verkehrsführung hinweisen, Pressemitteilung usw.) einfach "so" mal eben umgesetzt wurde und dann beim nächsten morgendlichen Berufsverkehr zu Problemen führte. Probleme, die jedoch in den Folgetagen deutlich weniger wurden.
Der Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke teilte jetzt in der Juni-Ratssitzung mit (siehe RatsTV ab ca. 00:15:00), dass aus Sicherheitsgründen der Versuch abgebrochen werden muss. Nicht der Rückstau, der die Straßenbahn teilweise behinderte, wäre das große Problem, sondern die Probleme bei der Durchführung von Rettungsfahrten, da die Rettungsfahrzeuge zum Teil sogar auf die Gegenspur gegen die Fahrtrichtung ausweichen mussten. Wörtlich sagte er im Rat:
"Es gibt vor Ort Schwierigkeiten mit dem Einsatz der Rettungskräfte. Wir hatten zwei Abbruchkriterien formuliert. Ein unangemessener Rückstau des ÖPNVs, das ist hier nicht das große Problem. Sondern die Durchführung von Rettungsfahrten teilweise auch auf der Gegenspur und dann entgegen der Fahrtrichtung. Wir sind gemeinsam mit Polizei, mit Rettungskräften, Feuerwehr, Tiefbauamt, Straßenverkehrsbehörde und Bogestra zu der Einschätzung gekommen, dass man diesen Fahrversuch nicht sicher weiter fortführen kann und werden kurzfristig mit dem Rückbau der Anlagen vor Ort beginnen müssen."
Doch entscheidend ist jetzt nicht der Rückbau, sondern das, was folgen wird.
Bei den Abbruchkriterien wurde dem ADFC durch die Verwaltung mitgeteilt, dass im Falle eines schwereren Unfalls geschaut wird, inwiefern Änderungen am Verkehrsversuch vorzunehmen sind, damit es sich eben nicht zu einer Gefahrenstelle im Sinne der Polizeistatistik entwickelt. Ein Kriterium welches wir grundsätzlich für richtig erachtet haben. Nach Rücksprache mit der Verwaltung wurde erläutert, dass die Entscheidung zum konkreten Abbruch zwar aufgrund der Verkehrssicherheit insbesondere aber aufgrund der in dieser Form unerwarteten Rückmeldungen durch die Feuerwehr/Rettungskräfte erfolgte und man hier keine mögliche Verschlimmerung riskieren wollte.
Hier lohnt der Blick in andere Städte, wo gerade eine gute Radinfrastruktur eine Lösung aufzeigen würde: Denn beispielsweise in Paris haben Untersuchungen gezeigt, dass die Reaktionszeit der Feuerwehr sich reduzierte - weil ausreichend breite Radwege zur Verfügung standen, die im Notfall auch von den Rettungsfahrzeugen ohne Probleme genutzt werden können.
Schon Anfang 2022 hat die Stadt Bochum selbst aktenkundig festgestellt, dass es einen Handlungsbedarf gibt, dort eine nicht zu beanstandende verkehrssichere Führung des Fußgänger- und Fahrradverkehrs anzulegen. Insofern kann es nach Meinung des ADFC Bochum kein "weiter so" wie vorher geben und der bereits seit geraumer Zeit vorliegende Auftrag, die Wittener Straße insgesamt hin auf die Einrichtung von Radverkehrsanlagen zu untersuchen, muss einerseits beschleunigt werden und andererseits die gefährliche Situation an dieser Stelle geändert werden.
Es mag sein, dass an dieser Stelle ein temporärer Radweg, eine sogenannte "PopUp-Bikelane" nicht die richtige Lösung war, aber selbst die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV), die für die maßgeblichen Regelwerke im Straßenverkehr zuständig ist, sagt inzwischen:
„Grundsätzlich sind Maßnahmen anzustreben, die eine schnelle Umsetzung ermöglichen. Ummarkierungen von Fahrstreifen zu Radfahrstreifen können dabei schnell umsetzbare und sichere Lösungen darstellen."