Nimmt der RS1 Fahrt auf? – Der Bau von 3,2 von 17 Km wurde beschlossen
Der ADFC Bochum sprach mit Daniel Eickmeier, dem Leiter des 7-köpfigen Teams, das Planung und Ausbau des RS1 auf Bochumer Gebiet zu realisieren hat.
Wenn alles läuft, soll man in einem Jahr von der Stadtgrenze Gelsenkirchen zumindest bis kurz vor die A40 fahren können.
Daniel Eickmeier, 40 Jahre alt, ist seit Juni 2023 beim Tiefbauamt der Stadt Bochum. An der RUB studierte er Bauingenieurwesen und konzentrierte sich schnell auf Verkehrswege- und Tunnelbau. In seinem Referendariat bei Straßen NRW war er bereits kurz im Bochumer Tiefbauamt. Danach arbeitete er jahrelang im Rheinland bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). An seiner neuen Stelle in Bochum reizt ihn, dass er an seinem Wohnort unmittelbar etwas umgestalten kann. Daneben genießt er es, aus Steinkuhl mit dem Rad zur Arbeit und zu Außenterminen in Bochum fahren zu können. Das Team besteht aus vier Planern und zwei Bauleitern. Die in Bochum zu bauenden 17 Kilometer werden komplett von der Stadt geplant und gebaut, auf der freien Strecke im Auftrag des Landesbetriebs Straßen, die Abschnitte der "Ortsdurchfahrt" plant und baut die Stadt in eigener Zuständigkeit (A3, A4 "grüner Rahmen", Innenstadt). Die Zuständigkeiten im Abschnitt B sind im Rahmen der erneuten Trassensuche noch festzulegen.
Bauabschnitt A1
Der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur hat am 3. Juli den Baubeschluss für die Umsetzung des ersten Bauabschnittes A1 des Radschnellweges Ruhr auf Bochumer Gebiet beschlossen. Bei diesem 3,2 Kilometer langen Teilstück zwischen der Stadtgrenze Gelsenkirchen und der Darpestraße in Bochum Hamme handelt es sich um eine sogenannte freie Strecke und wäre somit vom Landesbetrieb Straßen NRW zu planen und zu erstellen, da Radschnellwege wie Landstraßen behandelt werden. Die Stadt Bochum hat allerdings mit dem Landesbetrieb eine Vereinbarung getroffen und sich mit der Planung und dem Bau dieses Abschnittes beauftragen lassen. Alle anfallenden Planungs- und Baukosten, geschätzt sind etwa 6,6 Mio.€, werden vom Land übernommen.
Bei der Strecke handelt es sich um eine Trasse der ehemaligen Rheinischen Eisenbahngesellschaft, die auf diesem Teilstück nur die Blücher- und Centrumstraße niveaugleich quert und somit wenig Konfliktpotential mit dem motorisierten Verkehr aufweist. Die Brücke über die Parkstraße muss abgerissen werden und durch einen Neubau ersetzt werden. Hier wird mit einer Fertigstellung 2026 gerechnet. Die Anbindung an die umliegenden Stadtteile erfolgt zudem über Rampen an der Parkstraße und Darpestraße, sowie mehrere Zuwegungen. Der Knotenpunkt Blücherstraße erfordert aufgrund der hohen Verkehrsbelastung eine Lichtsignalanlage, so dass der Rad- und Fußverkehr des Radschnellweges dort keine Bevorrechtigung hat, anders als an der Centrumstraße. Hier erhält der Radverkehr die Bevorrechtigung.
Anders als im Grünen Rahmen in Stahlhausen wird der Radschnellweg auf dem etwa 7,50 m breiten Damm eine asphaltierte Breite von 4,00 m aufweisen, zuzüglich eines Gehweges von 2,50 m Breite (inkl. eines 0,30 m breiten taktilen Trennstreifens). Beim Übergang von Gelsenkirchen nach Bochum wird man also keinen Unterschied merken.
Bauabschnitt A2
An der A40 wird es dann problematisch. Eine Brücke über diese Bundesautobahn wird es so schnell nicht geben. Es bestehen zwar diesbezügliche Kontakte zur Bezirksregierung und der Autobahn GmbH, es finden Bodenuntersuchungen statt, es gibt Abstimmungen mit den Gas-und Stromversorgern. Ein voraussichtlich notwendiges Planfeststellungsverfahren würde die Umsetzung dieser Brücke aber deutlich verzögern. Östlich der A40 nutzt der RS1 zunächst weiter das Gleisbett der Rheinischen Bahn, muss dann aber den Damm der Thyssen-Krupp-Steel Bahn und der Erzbahntrasse unterqueren. Der schlechte bauliche Zustand des vorhandenen Tunnels macht einen Ersatzneubau erforderlich. Planungen hierzu befinden sich in der Entwurfsphase.
Um auf die Straße An der Jahrhunderthalle zu kommen, hofft Daniel Eickmeier hinter dem neuen Tunnel langfristig den Betriebsweg der Emschergenossenschaft am Marbach nutzen zu können, der im Zusammenhang mit der geplanten ökologischen Verbesserung des Marbachs angelegt würde. Hierzu laufen Abstimmungen mit der Emschergenossenschaft. Es wäre die eleganteste Verbindung von der Brücke über die A40 zum Gelände der Jahrhunderthalle/Westpark. In jedem Fall plant man für die wohl längere Zwischenzeit gute Umfahrungsmöglichkeiten. Dazu gehört eine fahrradgerechte Anpassung der Rampe an der Darpestraße zur Erzbahntrasse, eine Verbesserung der Porschestraße und möglicherweise eine fahrradtaugliche Führung an der Wattenscheider Straße für Radverkehr auf der nördlichen Seite im Zweirichtungsverkehr. So ergäben sich drei Varianten, um von der Darpestraße nach Goldhamme und damit zum Grünen Rahmen zu kommen.
Bauabschnitt A Innenstadt
Bereits vor zwei Jahren wurde nach einem nicht unumstrittenen langen Verfahren der Trassensuche beschlossen, wie der RS1 durch die Bochumer Innenstadt geführt werden soll: über die Bessemerstraße, Ehrenfeldstraße, Clemensstraße, Hermanshöhe und Klever Weg, und dann über eine Brücke zum Buddenbergplatz. Von hier geht es über die Ferdinandstraße in Mittellage auf eine Brücke über die Wittener Straße und durch den ganzen Kortumpark bis zum Lohberg. In unserem Gespräch mit Daniel Eickmeier wurde deutlich, dass hier die Planungen noch zu wenig konkret sind. So ist zum Beispiel noch keine Lösung für die Knotenpunkte Bessemerstraße/Grüner Rahmen und Bessemer Straße/Ehrenfeldstraße gefunden worden, und es ist noch nicht abschließend geplant, wie der Radverkehr auf der Ferdinandstraße geführt werden soll.
Der Bauabschnitt Innenstadt wird zweigeteilt angegangen. Im Mai 2023 ging die Verwaltung noch davon aus, die Entwurfsplanung bald auf den Weg bringen zu können, die ersten Bürgerbeteiligungen waren für das 2. Halbjahr 2024 vorgesehen. Eine Beschlussfassung erwartete man damals für Anfang 2025, für den Abschnitt zwischen Klever Weg und Lohberg aber erst Mitte 2026. Daniel Eickmeier machte hierzu keine Aussagen. „Das sogenannte Linienbestimmungsverfahren, die vorbereitende Grundsatzentscheidung der Bezirksregierung über den Verlauf der Trasse bis zum Lohring, ist erfolgt“. Grundsätzlich wies er darauf hin, dass die Machbarkeitsstudie von 2014 deutlich zu optimistische Erwartungen geweckt hätten, was den Zeithorizont der Realisierung des Radschnellweges durch das Ruhrgebiet angeht. Man ging damals davon aus, stillgelegte Strecken der Deutschen Bahn benutzen zu können. Seit Anfang letzten Jahres ist klar, dass auf Areale der Bahn nicht mehr zugegriffen werden kann und dass heute die Trassenführung wie sie von Essen nach Mühlheim gebaut wurde, gar nicht mehr möglich wäre. Die Haltung der Bahn hat die Trassensuche in der Bochumer Innenstadt schon erschwert, sie ist in seiner Konsequenz für den Abschnitt zwischen Lohberg und Stadtgrenze Dortmund von vielen noch gar nicht erfasst. Hier muss eine neue Trasse gesucht werden, die Vorschläge der Machbarkeitsstudie sind so wie ursprünglich vorgesehen nicht zu realisieren.
Daniel Eickmann macht nicht den Eindruck, dass ihn und sein Team diese Herausforderungen lähmen könnten. Er weiß um die Schwierigkeiten, ist aber zuversichtlich, dass seine Kinder Nutznießer seiner Arbeit sein werden und den RS1 befahren werden. Eine Zeitangabe fügte er dieser Bemerkung vorsichtshalber nicht an.
Die Bauabschnitte:
A1 – Stadtgrenze Gelsenkirchen bis Darpestraße, ca. 3,2 Km
A2 – Darpestraße bis zur Gahlenschen Straße, ca. 1,5 Km
A3 – Gahlensche Straße bis zur Stahlhauser Straße, ca. 890 Meter
A4 – Stahlhauser Straße bis zur Bessemer Straße
Bauabschnitt Innenstadt von der Bessemer Straße bis zur Springorumtrasse
Bauabschnitt B – von der Springorum Trasse bis zur Stadtgrenze Dortmund
Eine detaillierte Übersicht findet man auf der Seite des Tiefbauamtes
www.bochum.de/Tiefbauamt/Planung-des-Radschnellweges-Ruhr-RS-1