
Eingang Schulstraße © ADFC Bochum
Schulstraßen – Sichere Schulwege für alle
Immer mehr Städte und Gemeinden setzen sich für Schulstraßen ein. Das Konzept ist einfach: In definierten Zeitfenstern, meist morgens und mittags, werden Straßen vor Schulen für den motorisierten Verkehr gesperrt oder stark eingeschränkt.
Warum Schulstraßen?
Der Verkehr vor Schulen ist oft chaotisch: Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto direkt vor das Schultor fahren, sorgen für gefährliche Situationen. Abgase, Staus und riskante Wendemanöver gehören zum Alltag. Schulstraßen bieten eine Lösung, die nicht nur die Sicherheit erhöht, sondern auch das Verkehrsklima verbessert.
Zusätzliche Vorteile sind die Förderung der Selbstständigkeit, da Kinder selbstbewusst und eigenständig zur Schule radeln können. Darüber hinaus profitieren Gesundheit und Wohlbefinden: Bewegung an der frischen Luft stärkt die Konzentration und das allgemeine Wohlbefinden.
Pilotprojekt „Schulstraße“: Start an der Rudolf-Steiner-Schule Bochum im Frühjahr
Während Schulstraßen in Städten wie Essen, Dortmund und Frankfurt bereits erfolgreich etabliert sind, wagt Bochum an der Rudolf-Steiner-Schule nach Jahren der Vorbereitung einen ersten sechsmonatigen Versuch.
Wichtig für den Erfolg ist die enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern, um Akzeptanz und Unterstützung zu gewinnen. Die Rudolf-Steiner-Schule informierte die Eltern frühzeitig und band diese über einen speziellen Elternbrief ein. Bereits vor Monaten wurden die Eltern gebeten, die eingerichtete Elternhaltestelle zu nutzen. Diese sichere Ausstiegszone, die im vergangenen Jahr eingerichtet wurde, fand bislang jedoch kaum Akzeptanz. Eltern fahren teilweise weiterhin auf das Schulgelände, parken vor der Zufahrt oder direkt auf Gehwegen. Zwei weitere Elternhaltestellen sind in Planung, da rund 60 % der Schülerinnen und Schüler der Unterstufe mit dem Auto zur Schule gebracht werden.
Das Paradoxe am Phänomen „Elterntaxi“: Eltern wollen ihre Kinder sicher zur Schule bringen, schaffen jedoch gleichzeitig ein unsicheres Umfeld für andere Kinder und nehmen ihren eigenen Kindern die Chance, früh selbstständig zu werden. Zudem fördern sie durch diese Praxis die Bewegungsarmut ihrer Kinder.
Den Teufelskreis durchbrechen
Es gilt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Im Rahmen des Pilotprojekts entschied man sich daher, den KFZ-Verkehr auf der Witte Wie für sechs Monate von 7:30 bis 8:30 Uhr und von 12:30 bis 14:00 Uhr vollständig auszusperren. Doch dies ist nur ein erster Schritt. Das Hauptproblem bei der Sicherung von Schulwegen ist der Verkehr selbst und nicht das Verhalten der Kinder.
Demnach sollte die Schulwegsicherung nicht isoliert betrachtet werden, sondern Teil einer umfassenden Verkehrssicherheitsplanung einer Kommune sein. Dazu gehören auch Verkehrsberuhigung und die Verbesserung des Wohnumfelds — nicht nur zeitlich begrenzt auf wenige Stunden am Tag. Fuß- und Radverkehr sowie der öffentliche Nahverkehr müssen attraktiver gestaltet werden. Eltern müssen das Vertrauen gewinnen, dass ihre Kinder den Schulweg eigenständig bewältigen können.
Fazit
Das Pilotprojekt ist ein guter Anfang. Bochum sollte schnellstmöglich Schulstraßen an weiteren Standorten einrichten. Es ist machbar, wenn der Wille vorhanden ist. Lokale Anpassungen sind notwendig und sollten im Vorfeld gemeinsam mit den Schulen abgestimmt werden.