Verkehrszählung des ADFC am Radkreuz - ADFC Bochum

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Bochum e. V.

Verkehrszählung am Radkreuz

Verkehrszählung am Radkreuz © ADFC Bochum, J.Matheuszik

Verkehrszählung des ADFC am Radkreuz

Mehr Fahrräder als Autos in der Innenstadt – aber Durchfahrtsverbote für den motorisierten Individualverkehr werden massiv ignoriert

Der ADFC Bochum hat zwischen dem 08.11. und 11.11. Verkehrszählungen am sogenannten „Radkreuz“ in der Innenstadt durchgeführt. Hintergrund ist, dass das seit einem Jahr geltende eingeschränkte Durchfahrtsverbot an der Kreuzung Viktoriastraße, Willy-Brandt-Platz, Hans-Böckler-Straße und Bongardstraße offenbar kaum eingehalten wird. Der ADFC wollte dies mit der Aktion genauer überprüfen. An drei Tagen wurden zu den Hauptverkehrszeiten vormittags und nachmittags die durchfahrenden Fahrzeuge an der Kreuzung Viktoriastraße, Willy-Brandt-Platz, Hans-Böckler-Straße und Bongardstraße gezählt. Insgesamt wurden in den 12 erfassten Stunden im Kreuzungsbereich 1.439 Fahrräder, aber immerhin auch 1.286 Autos gezählt. Busse und Einsatzfahrzeuge der Polizei, Rettungsdienste und Taxen wurden nicht mitgezählt.

Die Stichprobe ergab ein je nach Wochentag unterschiedliches Verkehrsaufkommen: Am Mittwoch waren fast doppelt so viel Radfahrende (659) unterwegs wie Autos (365). Am Freitag und Samstag überstieg die Zahl der Autos (448 / 435) die der Radfahrenden (399 / 381). Statistisch gesehen fuhr am Freitag und Samstag der Stichprobenzählung alle 30 Sekunden ein Auto unerlaubt in die Rathauskreuzung ein. Dabei kamen 80 Prozent der Autos über den Willy-Brandt-Platz (779) oder die Viktoriastraße (220).

Die stichprobenartige Zählung zeigt im Ergebnis zwei deutliche Tendenzen: Erstens wird das Durchfahrtsverbot von den Autofahrenden weitgehend missachtet, zweitens wird das Radkreuz von vielen Radfahrenden als Alltagsweg genutzt. Insbesondere das hohe Radaufkommen am Mittwoch deutet darauf hin, dass viele hier ihren Arbeitsweg mit dem Rad bestreiten.

Der ADFC Bochum geht davon aus, dass die meisten Autos verkehrswidrig die Kreuzung durchfahren, der Anteil der Anwohnenden dürfte sehr gering sein. Der Lieferverkehr ist ab 11 Uhr grundsätzlich untersagt - auch hier zeigten sich massive Verstöße - und man hatte nicht den Eindruck, dass hier die Ausnahmeregelung für elektromobilen Lieferverkehr griff.

Der ADFC sieht im Radkreuz ein Versprechen der Stadt für eine Verbesserung des Radverkehrs in der Innenstadt. Eingelöst werden muss aber noch das Versprechen, diesen Bereich ausschließlich Fußgängern, Radfahrenden und ÖPNV zu überlassen. Die Ausweisung als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 20 ist äußerst sinnvoll. Das seit einem Jahr geltende Durchfahrtsverbot muss nun von der Stadt auch offensiv umgesetzt werden.

Auf Nachfrage zum Thema bei der Stadtverwaltung gab diese die Auskunft, sie sähen zur Zeit keine Möglichkeit, das Einfallstor Willy-Brandt-Platz durch Aufpflasterungen oder Verengung der Fahrspur baulich zu verändern. Die notwendige Vollsperrung der Straße für eine solche Baumaßnahme käme in der Bauphase für das Haus des Wissens nicht in Frage.

Nach Auffassung des ADFC Bochum muss die Stadt alle technischen Zufahrtsregelungen prüfen, wie sie in anderen Kommunen eingesetzt werden, insbesondere versenkbare Poller mit Steuerung für berechtigte Fahrzeuge. Das Konzept eines vom privaten PKW-Verkehr befreiten Radkreuzes muss zudem offensiver seitens der Stadt kommuniziert und begleitet werden.

Zum Hintergrund: Bereits im Herbst 2022 wurde der Durchfahrtsverkehr am besagten Kreuz stark eingeschränkt. Verbotsschilder stehen an allen Zufahrten zur Innenstadt.

Am 27. September 2023 wurde durch Oberbürgermeister Thomas Eiskirch mit dem sogenannten „Radkreuz“ eine weitere Maßnahme zur Förderung des Radverkehrs in Bochum präsentiert. Das Radkreuz soll dem Fahrradverkehr „komfortable, sichere und übersichtliche Wege bieten, um quer durch die Innenstadt zu gelangen“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Bochum. Das eingeschränkte Durchfahrtsverbot an der Kreuzung ist bisher die einzige konkrete Maßnahme zur Verbesserung der Verkehrssituation zugunsten von Radfahrenden. Weitere sind in Zukunft geplant.

Zahlenmäßige Ergebnisse der Verkehrszählung (Tabelle)

alle Themen anzeigen

Verwandte Themen

Adé Velogleis

ADFC fordert schnelle Lösung für sicheres Radfahren auf der Hans-Böckler-Straße.

Petition zur Überarbeitung der Verkehrsplanung

Der ADFC Bochum unterstützt die Bundestagspetition. Diese fordert eine an die Verkehrsplanung an Klima- und…

Essener Straße / Wattenscheider Hellweg: Blick auf die Brücke über die A448

Entwurfsplanung Essener Straße/Wattenscheider Hellweg: noch ausbaufähig

Die vorgelegte Entwurfsplanung der Stadtverwaltung für die Radwege an der Essener Straße und dem Wattenscheider Hellweg…

Radweg Dorstener Straße

Tempo 30 auf der Dorstener Straße

Der ADFC fordert gemeinsam mit weiteren Verbänden die Anordnung von Tempo 30 und den Bau sicherer Rad- und Fußwege an…

Weitmarer Straße an der Einfahrt von der Kohlenstraße

Fahrradstraßen – Straßen für Fahrräder oder nur Straßen mit Fahrrädern?

Die Weitmarer Straße wird zur Fahrradstraße. Ist das die Lösung für die fehlenden Radverkehrsanlagen auf der Hattinger…

Kabeisemannsweg / Erzbahntrasse

Erzbahntrasse/Kabeisemannsweg: keine Bevorrechtigung, obwohl politisch gewollt?!

Wenn es die geplante Bevorrechtigung der Erzbahntrasse zum Kabeisemannsweg nicht geben kann, sollte die Stadt eine…

Drei Jahre Ablehnung des Radentscheids Bochum: ADFC kommentiert die Folgen

Am 1. April jährte sich zum dritten Mal die Ablehnung des Radentscheids durch die rot-grüne Rathauskoalition; ein…

Appell an OB Thomas Eiskirch

Sofortmaßnahmen für sicheren Radverkehr jetzt umsetzen.

Spatenstich

Radschnellweg 1: Spatenstich für die nächsten 3,2 Kilometer in Bochum

Verkehrsminister Oliver Krischer hat gemeinsam mit Dr. Petra Beckefeld vom Landesbetriebs Straßenbau NRW mit einem…

https://bochum.adfc.de/artikel/verkehrszaehlung-des-adfc-am-radkreuz

Bleiben Sie in Kontakt